Gehörschutz gegen Lärm am Bau

Arbeiter mit Kapselgehörschutz

Sie arbeiten im Straßenbau oder mit Industrie­maschinen und wollen auch in Zukunft noch den Klang zwitschernder Vögel im Frühling hören? Dann sollten Sie auf jeden Fall einen Gehörschutz verwenden. Er schützt die Ohren und ist bei lauten Geräuschen unerlässlich.
Wir haben für Sie recherchiert und zeigen Ihnen was es mit dem SNR-Wert auf sich hat, ab wann Lärm gefährlich wird und welche Arten von Gehörschutz es gibt.

Bewertung des Dämmwertes

Was heißt überhaupt Dämmwert? Der Dämmwert beschreibt die Reduzierung des Schallpegels. Dieser wird in Dezibel (dB) angegeben. Die Differenz zwischen der Lautstärke vor dem Ohr und hinter dem Gehörschutz, noch vor dem Trommelfell ist der Dämmwert. Es gibt drei entscheidende Werte, die für die Dämmleistung eines Gehörschutzes eine Rolle spielen. L (low) steht für die niedrigste Frequenz, M (middle) für die mittlere und H (high) für die höchste Frequenz. Der SNR-Wert (Abkürzung für Single Number Rating) ist der Mittelwert aus den drei Werten. Bei Gehörschutzstöpsel liegt der Mittelwert (SNR-Wert) meist bei 37 dB. Das bedeutet, dass der Umgebungslärm um 37 dB reduziert wird. Durch das Tragen von Gehörschutzstöpsel mit einem SNR-Wert von zum Beispiel 37 dB wird der Umgebungslärm von 85 dB auf 48 dB verringert.


Wie sieht so ein Gehörschutz aus?

Kapselgehörschutz

Viele empfinden einen Kapselgehörschutz als störend. Diese Art von Gehörschutz ist am schalldämmendsten. Er sieht aus wie ein Kopfhöhrer und umschließt die Ohrmuschel komplett. Außen umhüllt von einer Hart­kunst­stoff­schale und innen ausgekleidet mit schall­dämmenden gepolsterten Schaum­stoff. Ein Kapsel­gehör­schutz kann auch direkt auf einem Schutzhelm befestigt sein. So wird er oft im Forstbereich, beim Fällen eines Baumes mit der Motorsäge, eingesetzt. Bei einem Kapsel­gehör­schutz liegt der Mittelwert (SNR-Wert) meist bei 34 dB. Das bedeutet, dass der Umgebungslärm um 34 dB reduziert wird.

Eine High-Tech Version des Kapsel­gehör­schutzes hat außen ein Mikrofon angebaut. Das nimmt Umgebungs­geräusche auf und so wird eine pegel­abhängende Dämpfung bei den Kopfhörern eingestellt.


Bügelgehörschützer

Abbildung eines Bügelgehörschutzes

Ähnlich zum Kapselgehörschutz sind die Bügelgehörschützer, allerdings ist die Dämm­leistung meist nicht so stark. Diese sitzen oberflächlich im Gehörgang und verursachen keinen unangenehmen Druck im Ohr. Sie können griffbereit am Hals getragen werden und haben eine hohe Trage­akzeptanz. Die Bügel­gehör­schützer sind wieder­verwendbar, denn die Stöpsel sind meist austauschbar. Bei einem Bügel­gehör­schützer liegt der Mittel­wert (SNR-Wert) meist bei 25 dB. Das bedeutet, dass der Umgebungs­lärm um 25 dB reduziert wird.


Gehörschutzstöpsel

Abbildung von blauen Ohrstöpsel

Den Begriff „Ohropax“ hat jeder schon einmal gehört – er hat sich, wenn es um das Thema Ohrenstöpsel geht, durchgesetzt. Gehör­schutz­stöpsel sind kleine fertige Formen zum Verschließen der Ohren. Sie bestehen aus wachsgetränkter Wolle, Silikon oder Schaum­stoff. Bei den Ohr­stöpseln gibt es zwei verschiedenen Varianten. Vor dem Gebrauch zu formende Gehör­schutz­stöpseln und fertig geformte Gehör­schutz­stöpsel. Letztere sind häufig zum wiederholten Gebrauch geeignet, weil sie meistens abwaschbar sind und die Form nicht verlieren. Bei Gehör­schutz­stöpsel liegt der Mittelwert (SNR-Wert) meist bei 37 dB. Das bedeutet, dass der Umgebungslärm um 37 dB reduziert wird.


Otoplastik

Abbildung eines Otoplastik Gehörschutzes

Ein individuell angepasster Gehörschutz vom Hörgeräteakustiker wird aus Otoplastiken gefertigt. Der Fachmann für Hörgeräte nimmt eine Abformung des äußeren Gehörganges und einen Teil der Ohrmuschel. Otoplastiken bestehen aus Acryl, Silikon oder Fotoplast. Ein passiver akustischer Filter ermöglicht es, die für den Benutzer passende Dämmung aus­zu­wählen und somit seinen Bedürfnissen anzupassen. Der sehr gute Tragekomfort und die hohe Lebensdauer rechtfertigen den höheren Preis bei diesem komplexeren Gehörschutz.


Lärmpegel – Wieviel ist zuviel?

Gesetzeslage zu Gehörschutz in Deutschland

Ab 80 dB Tages-Lärmexpositionspegel oder 135 dB Spitzenschalldruckpegel hat der Arbeitgeber Gehör­schutz bereitzustellen; darüber hinaus hat der Arbeit­geber ab 85 dB Tages-Lärm­expositions­pegel oder 137 dB Spitzen­schall­druck­pegel die Benutzung des Gehör­schutzes zu überwachen.

Gesetzeslage zu Gehörschutz in Österreich

Ab 80 dB muss vom Arbeitgeber ein Gehör­schutz zur Verfügung gestellt werden, ab 85 dB muss der Arbeitnehmer Gehörschutz in den dafür vorgesehenen und gekennzeichneten Bereichen tragen.

Gesetzeslage zu Gehörschutz in der Schweiz

Wird an einzelnen Tagen ein Lärm­expositions­pegel von 85 dB(A) erreicht oder überschritten wird, so muss der Arbeit­geber die Beschäftigten über die Gefährdung des Gehörs informieren und ihnen Gehörschutz kostenlos zur Verfügung stellen sowie über die korrekte Verwendung instruieren. Werden Lärm­expositions­pegel von 85 dB bezogen auf ein Jahr erreicht oder überschritten, so ist der Arbeitgeber verpflichtet, Maßnahmen zur Reduktion der Lärmbelastung sowie zum Schutz der Arbeitnehmenden zu treffen. Kann die Lärmbelastung durch technischen Maßnahmen nicht weiter reduziert werden, ist eine Tragepflicht für Gehörschutz einzuführen und durchzusetzen.


Fazit

Es gibt nicht dasGehörschutzmittel per se. Die Bandbreite reicht von einem einfachen Stück Schaumstoff für den einmaligen Gebrauch bis zur individuell angepassten Variante vom Akustiker für Gehörschutz höchster Dämm­werte. Als Tipp zum Schluss empfehlen wir exponierten Berufsgruppen stets Gehör­schutz­stöpsel mitzuführen. Wenn Sie wissen, dass Ihre Tätig­keit Lärm verursachen wird, können Sie auch gleich zu einem Kapsel­gehör­schutz greifen. Wenn Sie regelmäßig einer Lärm­belastung ausgesetzt sind, überlegen Sie sich ob nicht ein maßgefertigter Gehör­schutz vom Hör­geräte­akustiker sinnvoll wäre.

Linda Miletich

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