Alles über den Bremsweg, Reaktionsweg und Anhalteweg

Bremsweg

Wir alle haben schon in der Fahrschule vom Bremsweg gelernt und trotzdem gehören Auf­fahr­unfälle im Straßenverkehr zur Tages­ordnung. Oftmals schätzen die Auto­fahrer den Brems­weg und die Brems­leistung des Fahr­zeugs bzw. den Anhalteweg falsch ein und lassen nicht genügend Abstand zum Vorder­mann. Um Unfälle zu vermeiden, kann jeder Meter und jede Sekunde ent­scheidend sein. Für all diejenigen, die sicher auf den Straßen unterwegs sein möchten, haben wir die wichtigsten Infos kurz und kompakt zusammengefasst.

Der LogicLine Bremsweg Rechner

Mit dem zur Verfügung gestellten Rechner können Sie den Bremsweg, Reaktionsweg, Anhalteweg, Bremsweg bei Gefahrengut und Anhalteweg bei Gefahrengut berechnen.

Geschwindigkeit: km/h
Bremsweg: Meter
Reaktionsweg: Meter
Anhalteweg: Meter
Bremsweg bei Gefahrensbremsung: Meter
Anhalteweg bei Gefahrensbremsung: Meter

Was ist der Bremsweg?

Der Bremsweg ist als die Strecke definiert, die ein Fahrzeug vom Tritt auf die Bremse zum vollständigen Stillstand zurücklegt.

Nach Betätigen der Bremse legt das Auto noch einen langen Weg zurück, bis es still steht. Genau das ist der Bremsweg. Der Weg vom Betätigen der Bremse bis zum Stillstand des Fahrzeugs.

Formel für den Bremsweg

Auf trockener Fahrbahn ergibt sich bei einer Geschwindigkeit von 50 km/h ein Bremsweg von 25 Meter. Wenn man die Geschwindigkeit verdoppelt, vervierfacht sich der Bremsweg. Bei einer Geschwindigkeit von 100 km/h ist der Bremsweg somit 100 Meter lang. Wenn 100 km/h gefahren werden, kommt das Auto 75 Meter später zum Stehen, als bei einer Geschwindigkeit von 50 km/h.

GeschwindigkeitBremsweg
25 km/h6,25 Meter
50 km/h25 Meter
75 km/h56,25 Meter
100 km/h100 Meter
125 km/h156,25 Meter
150 km/h225 Meter
175 km/h306,25 Meter
200 km/h400 Meter
Entwicklung des Bremsweges nach Geschwindigkeit

Was ist die Bremszeit?

Die Bremszeit enthält neben dem Bremsweg die Bremsansprechzeit. Die Bremsansprechzeit ist dabei von Fahrgeschwindigkeit und Brems­verzögerungen abhängig.


Was ist der Reaktionsweg?

Bevor überhaupt mit dem Bremsen des Fahrzeuges begonnen werden kann, muss zuerst die Gefahr erkannt werden. Der Brems­weg beginnt also erst, wenn der Reaktions­weg beendet ist. Der Reaktionsweg ist der Weg vom Erkennen der Gefahr, bis zum Betätigen der Bremse des Fahrzeugs.

Der Reaktionsweg ist von Fahrer zu Fahrer unterschiedlich und kann durch viele Faktoren beeinflusst werden. Mehr Informationen zum Thema „Ablenkung am Steuer“ finden Sie in unserem Blogbeitrag „abGELENKT…und warum wir eine Teilschuld tragen“.

Reaktionsweg

Der Reaktionsweg besteht dabei aus den folgenden Teilen:

  • Reaktionszeit: Zeit die benötigt wird, um die Gefahr zu erkennen.
  • Umsetzzeit: Zeit die benötigt wird, um den Fuß auf das Gaspedal zu stellen.
  • Schwellzeit: Zeit, welche die Bremse für die maximale Verzögerung benötigt.
  • Ansprechzeit: Zeitspanne, welche die Bremse benötigt, um auf das Betätigen des Bremspedals zu reagieren.
GeschwindigkeitReaktionsweg
25 km/h7,5 Meter
50 km/h15 Meter
75 km/h22,5 Meter
100 km/h30 Meter
125 km/h37,5 Meter
150 km/h45 Meter
175 km/h52,5 Meter
200 km/h60 Meter
Entwicklung des Reaktionsweges nach Geschwindigkeit

Wie in der Tabelle zu sehen ist, wächst der Reaktionsweg linear zur Geschwindigkeit. Bei der Fahrprüfung findet man im theoretischen Teil oftmals die Frage „Wie lange ist der Reaktionsweg bei 50 km/h?“. Verwendet man hier die Formel für den Reaktionsweg rechnet man 50 km/h /10 und das Ergebnis davon multipliziert man mit 3. So kommt man auf den Reaktionsweg von 15 Metern.

Welche Faktoren beeinflussen den Reaktionsweg?

Wie bereits erwähnt, ist der Reaktionsweg der Weg, den ein Mensch vom erkennen der Gefahr bis zur Betätigung der Bremse benötigt. Darum ist beim Reaktionsweg vor Allem der physische und psychische Zustand des Fahrers wichtig. Einflussfaktoren, welche den Reaktionsweg verlängern können dabei die folgenden sein:

  • Müdigkeit
  • Ablenkung (zum Beispiel durch Smartphones)
  • Alkohol und Drogeneinfluss
  • Einnahme von Medikamenten
  • Gesundheit

Für einen möglichst kurzen Reaktionsweg muss der Fahrer konzentriert und entschlossen sein.


Bremsweg bei Gefahrenbremsung

Bei einer Gefahrenbremsung, also einer Vollbremsung, bei der Kupplung und Bremse gleichzeitig voll durchgetreten werden, beträgt der Bremsweg die Hälfte eines normalen Bremsweges. Für eine effektive Gefahren­bremsung muss der Bremsdruck so schnell und stark wie möglich erhöht werden. Dafür ist vor Allem die korrekte Einstellung des Fahrersitzes wichtig.

Bei einer Geschwindigkeit von 100 km/h beträgt der Bremsweg somit 50 Meter.

Berechnet man nun Bremsweg und Reaktionsweg, ergibt es den Anhalteweg. Der tatsächlich benötigte Weg, vom Wahrnehmen eines Hindernisses und Betätigen der Bremse, bis hin zum Stillstand des Fahrzeuges.

Anhalteweg
GeschwindigkeitBremsweg bei GefahrenbremsungAnhalteweg
25 km/h3,125 Meter10,625 Meter
50 km/h12,5 Meter27,5 Meter
75 km/h28,125 Meter50,625 Meter
100 km/h50 Meter80 Meter
125 km/h78,125 Meter115,625 Meter
150 km/h112,5 Meter157,5 Meter
175 km/h153,125 Meter205,625 Meter
200 km/h200 Meter260 Meter
Entwicklung des Anhaltewegs bei Gefahrenbremsung nach Geschwindigkeit
Entwicklung des Bremswegs bei Gefahrenbremsung nach Geschwindigkeit

Welcher Sicherheitsabstand ist notwendig?

Um Unfälle zu vermeiden, sollten die folgenden Regeln zum Mindestabstand eingehalten werden:

  • Mindestabstand innerhalb von Städten und geschlossener Ortschaft: Der Mindest­abstand entspricht der Länge die innerhalb von einer Sekunde zurückgelegt werden kann. Das sind ca. 3 Autolängen (ca. 15 Meter).
  • Mindestabstand außerhalb von geschlossenen Ortschaften und auf der Autobahn: Hier sollte der Mindestabstand den Weg betragen, der innerhalb von 2 Sekunden zurückgelegt werden kann. Als Orientierung dient hier die „halber Tacho Regel“. Der Abstand zum vorne fahrenden Auto sollte die Hälfte der aktuellen Geschwindigkeit in Metern betragen. Beispiel: Fährt ein Auto mit 100 km/h auf der Autobahn sollten mindestens 50 Meter Abstand gehalten werden.
  • Schlechte Fahrbedingungen: Bei schlechten Fahrbedingungen sollte doppelt so viel Mindestabstand eingehalten werden.

Bußgelder zu Sicherheitsabstand

Bußgelder in Österreich

Beträgt der Sicherheitsabstand zwischen 0,4 und einer Sekunde droht in Österreich ein Bußgeld von bis zu 726 €.

Beträgt der Sicherheitsabstand zwischen 0,2 und 0,4 Sekunden, wird ein Bußgeld von 72 € bis zu 2.180 € fällig. Zusätzlich kann eine Vor­merkung ausgesprochen werden.

Bei einem Sicherheitsabstand von unter 0,2 Sekunden muss mit einer Entziehung der Lenkerberechtigung für mindestens 6 Monate gerechnet werden. Zusätzlich fällt eine Verwaltungs­strafe von bis zu 2,180 € an. Unter Umständen kann es auch zur Gerichts­verhandlung wegen Nötigung führen.

Bußgelder in Deutschland

In Deutschland kommt es hier auf die Fahr­geschwindigkeit an. So kann es bei einem Abstandverstoß bei weniger als 80 km/h Geschwindigkeit zu einer Strafe von bis zu 35 € kommen.

Bei einem Abstandsverstoß mit bis zu 100 km/h kommt es zu Strafen von bis zu 320 € und einem Punkt nach Flensburg, während bei einer Geschwindigkeit von unter 130 km/h bis zu 320 € fällig sind und 2 Punkte nach Flensburg abgezogen werden können. Zusätzlich kann bei zu geringem Sicherheitsabstand und einer Geschwindigkeit zwischen 100 km/h und 130 km/h bereits ein Fahrverbot von bis zu 3 Monate ausgesprochen werden.

Bei Geschwindigkeiten von über 130 km/h kann eine Strafe von bis zu 400 € fällig werden. Zusätzlich können zwei Punkte nach Flensburg abgezogen werden und die Fahrerlaubnis kann bis zu 3 Monate entzogen werden.


Was beeinflusst den Bremsweg?

Die Berechnung des Bremsweges hängt von einigen Faktoren ab, diese werden in den oben genannten Berechnungen nicht mit einbezogen. Es ist deshalb ganz wichtig, dass auf die folgenden Einflüsse bei der Brems­weg­berechnung Rück­sicht genommen wird. Und die oben errechneten Werte nur als Durch­schnitts­werte, als ungefährer Richtwert gesehen werden.

Ein wichtiger Faktor ist der Fahrzeugtyp und das Gewicht des Fahrzeuges. Ebenso wichtig sind die Größe, der Luftwiderstand und die tatsächliche Leistung der Bremsen des Fahrzeuges. Ein LKW benötigt eine längere Strecke für die Bremsung als ein PKW. Auch der Zustand des Fahrzeuges spielt eine entscheidende Rolle. Verfügen die Reifen über genügend Profil, um eine optimale Haftung auf der Straße zu erreichen, ist genügend Bremsflüssigkeit vorhanden und auch die Anzahl der Reifen ist ein Einflussfaktor. Grundsätzlich gilt, je mehr Reifen mit der Straße in Verbindung kommen, desto größer ist die Haftung. Die folgenden Risikofaktoren können am Fahrzeug auftreten:

  • verschmutzte oder abgenutzte Bremsbeläge
  • undichte Bremssysteme
  • zu wenig Bremsflüssigkeit
  • defekte Bremsverstärker
  • schlechter Reifenzustand

Besonders entscheidend für die richtige Berechnung des Bremsweges ist auch der Fahrbahnzustand. Bei trockener Fahrbahn ist der Widerstand beim Bremsen ein anderer, als bei nasser Fahrbahn. Fährt man eine Geschwindigkeit von 50 km/h bei trockener Fahrbahn, ergibt sich ein Bremsweg von 25 Metern. Rechnet man dann noch den Reaktionsweg mit ein, so ergibt sich ein Anhalteweg von ca. 40 Metern. Auf einer Schneefahrbahn ergibt sich ein normaler Bremsweg von 100 Metern, dies ist bereits um das ca. Vierfache mehr als bei einer trockenen Fahrbahn. Der Anhalteweg liegt bei einer Schneefahrbahn dann bei ca. 115 Metern. Grundsätzlich gilt, bei Schneefahrbahn verlängert sich der Anhalteweg auf das ca. Dreifache und bei Glatteis verlängert sich der Anhalteweg auf das ca. Siebenfache.

Noch ein wichtiger Bremsweg-Faktor ist die Beladung des Fahrzeuges. Eine Vollbremsung kann fatale Auswirkungen bei ungesicherter oder nicht ordnungsgemäß gesicherter Ladung haben. Deshalb sollte besonders darauf geachtet werden, dass das Fahrzeug ordnungsgemäß beladen ist! Die Ladung darf während der Fahrt nicht verrutschen, verrollen, umfallen, kippen oder herabfallen. Voll­bremsungen, Aus­weich­manöver und unvorher­gesehene schlechte Zustände der Fahrbahn müssen bei der Ladungs­sicherung immer berücksichtigt werden.


Tipps für sicheres Fahren

  • Rechtzeitiger Wechsel auf Winterreifen: Sowohl der Fahrbahnzustand als auch der Reifenzustand wirken sich auf den Bremsweg aus. Daher ist es wichtig rechtzeitig die Winterreifen aufzuziehen.
  • Vorausschauend Fahren: Wer voraus­schauend fährt kann rechtzeitig auf Gefahren reagieren und dadurch Unfälle vermeiden.
  • Abgefahrene Reifen wechseln: Bereits abgefahrene Reifen mit kleiner Profiltiefe ist der Bremsweg viel länger als bei neuwertigen Reifen.
  • Reifendruck beachten: So wie die Profiltiefe spielt auch der richtige Reifendruck eine große Rolle bei der Berechnung des Bremswegs.
  • Bremsen regelmäßig kontrollieren: Die Bremsen müssen regelmäßig auf die Funktionalität geprüft werden, um Unfälle durch zu lange Bremswege zu verhindern.
Linda Miletich

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